Ein Impuls:
„Bete.
Schutz.“
Ich höre.
Gehe los.

Bäckerei.
Tische.
Ich gehe vorbei –
drei Schritte zurück.

Da sitzt sie.
Klein.
Blass.
Hilfesuchend.

Ein Blick,
der bleibt.

„Hilf mir“,
sagt sie
ohne Worte.

Ich berühre ihren Rücken.
Ein Schnapsfläschchen in der Hand.
Pillen.
Der Körper schwankt.
Sie sagt:
„Ich schaff das.“

Ich sehe:
Nein.
Nicht allein.

Ich zögere –
rufe dann.

Passanten helfen.
Notarzt kommt.
Er übernimmt.
Lange Untersuchung.

Dann Polizei.
Sie wehrt sich.
Will gehen.
Kann nicht.
Fährt mit.
Still.

Ich bleibe zurück.
Schweigend.
Fragend.

Herr,
war ich zu schnell?
Zu korrekt?
Oder genau dort,
wo du mich brauchst?
Ich rief nicht dich, den Notarzt!

„Der Herr ist ein Schutz für die Unterdrückten,
eine Zuflucht in Zeiten der Not.“ (Psalm 9,10)

Ich verstehe nicht alles.
Aber ich war da.

War ich dein Werkzeug –
oder nur Zuschauer?

Und du sprichst:
„Was ihr dem Geringsten
meiner Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.“
(Matthäus 25,45)

© Ella Anders

Dein persönlicher Tagesimpuls